Kassel. Fünf Meter in drei Minuten. Für die komplette Meile fast zwei Stunden. Nichts geht mehr. Die Zisselgasse ist am Samstag so voll wie lange nicht. 100000 Menschen drängten an diesem Abend über die Budenstraße, schätzt Michael Lange vom Zissel-Team vorsichtig. Mehr als im vergangenen Jahr. Der Zissel erweist sich als Publikumsmagnet - heute ist Endspurt.
Ein Zeichen dafür, dass der Wetterdienst nicht Recht hatte. Am Freitagabend hatte er für Samstag Regen vorhergesagt. In Kassel aber herrschte am gesamten Wochenende perfektes Zisselwetter.Samstag, 13 Uhr, Rondell: Bei purem Sonnenschein wird der Häring gehisst, das Zeichen des Zissel. Zu dieser Zeit sind schon hunderte Menschen auf der Vergnügungsmeile, einige Stunden später tausende und am Abend zehntausende.
Der Zissel 2005 - bisher ein voller Erfolg. Die Menschen haben einfach mal wieder Lust auf ein großes Fest, sagt Michael Lange. Und sie bekamen es am Wochenende. Mit weit über hundert Buden mit vielen Leckereien. Und mit großem Show- und Musikprogramm. Samstagabend etwa war auf der Regattawiese Rock angesagt. Die Band Kon Chauvi sog die Besucher ans Fuldaufer, fast so, als hätte Rockstar Bon Jovi selbst dort auf der Bühne gestanden. Ein Gegenpol war an diesem Abend die Bühne am Auebad mit Jungstar Stephanie D. und anschließender Diskoparty.
Die Besucher bekamen ihr großes Fest aber auch im Vergnügungspark, etwa im Cyber Space, dem rasantesten aller Fahrgeschäfte. Mit 100 Stundenkilometern werden die Fahrgäste 50 Meter hoch durch die Luft gewirbelt. Der Zissel 2005 - ein gelungenes Fest auch aus Sicht der Polizei. Bis gestern Abend gab es keine größeren Zwischenfälle.
Auch nicht bei den beiden Festumzügen - zu Lande und zu Wasser. Zehntausende säumten das Fuldaufer, als dort die Armada geschmückter Schiffe vorbeizog. Das Motto: Der Zissel läuft wie immer rund, der Herkules ist bald gesund. So waren auf vielen Booten Herkulesfiguren zu sehen, mal am Tropf, mal mit Blutdruckmessgerät, mal mit Gipsbein.
Beim Landfestzug durch die Innenstadt hielt sich die Kreativität hingegen vielfach in Grenzen. Nur wenige Gruppen griffen das Zisselmotto auf. Dafür dominierte einmal mehr die Werbung. Blank polierte Karossen Kasseler Autohäuser mit ein paar Blumen auf der Kühlerhaube oder Luftballons an den Außenspiegeln vermochten die Stimmung der Menschen am Straßenrand nicht zu heben. (ABG/KET)